Die in unser Alltagsleben integrierten Begriffe von” introvertiert” und “extro(a)vertiert” sind Bezeichnungen von Persönlichkeitsmerkmalen, die C. G. Jung eingeführt hat. Letzte Woche lag der Schwerpunkt auf der "Extraversion", also grob gesagt auf einen Typus, der nach außen gerichtet und empfänglich für Fremdeinflüsse ist (siehe auch: Extraversion – Fluch oder Segen?). Heute soll es um seinen Gegenpart gehen, den introvertierten Typus, der mehr auf das Innere gerichtet ist und eher verschlossen als aufgeschlossen wirkt. Jungs Typologie ist schon über hundert Jahre alt und ist dennoch eine auch noch heute gültige multidimensionale Klassifikation, die verschiedene Persönlichkeitsmerkmale heranzieht und in zwei Grundtypen klassifiziert. Daher ist "introvertiert" und "extravertiert" eine Einteilung in Persönlichkeitstendenzen, die sich schwerpunktartig ausschließen.

Täglich benutzen wir Worte wie extrovertiert und introvertiert. Dabei entstehen oft Missverständnisse bis dahin, dass extrovertierte Typen die “Guten” sind, weil sie auf Leute zugehen, nicht alles in sich reinfressen und ein gesundes Maß an Individualität und Konsens ausstrahlen. Introvertierte Typen sind hingegen die Komischen, die muffelig sind und irgendwann von der Brücke springen. Dass das natürlich Unsinn ist, soll diese Übertreibung zeigen. Aber was es mit den Begriffen eigentlich auf sich hat und woher die kommen, darauf will ich in den nächsten Malen eingehen. Heute geht es um den extra- oder eben extrovertierten Typus.

Jeder von uns kennt das Wort "Authentizität", und jeder hat schon ein- oder mehrmals darüber nachgedacht, was das denn eigentlich sei, "echt" zu sein. Und immer mehr scheint es so, als trüge dieses Fremdwort die goldene Kugel zum Glück, zur Zufriedenheit und zum Sinn des Lebens in sich. "Sei authentisch!", klingt oft so, als wenn man dann glücklich, zufrieden, seelisch gesund und ausgeglichen ist und viele Freunde bekommt. "Sei authentisch", klingt aber auch so, als wenn man bisher die ganze Zeit log, sich verbog, schauspielerte oder sich maskierte. Warum ist Authentizität so wichtig und scheint vielen der Schlüssel für die seelische Gesundheit zu sein?

Wir kennen es alle. Da begegnet uns ein Paar, ob jünger oder älter, wo sich weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick erschließt, was sie aneinander finden. Sie scheinen keinerlei Interessen zu teilen, Gemeinsamkeiten zu pflegen oder wenigsten die gleichen Freunde zu haben. Dennoch gibt es solche Paare, die jahrzehntelang zusammen sind und nicht den Anschein erwecken, besonders unglücklich zu sein. Und darum soll es heute mal gehen, um ein Ehepaar, das so gar nicht zusammenpasst.

Haben Sie schonmal von Coping gehört, von einer COPE-Scale oder von einem “vollstandardisierten Verfahren zur Selbstbeurteilung”? Nein? Schade, denn dann bleiben Sie gestresst. Das Wort “Coping” kommt vom englischen “to cope” und bedeutet “etwas zu bewältigen”. Unter Coping versteht man also Strategien, wie wir mit Stress oder anderen unangenehmen Situationen umgehen und damit unsere Resilienz schützen. Copingstrategien sind in “stressbezogene Reaktionsweisen” unterteilt und sollen bei der Selbstbeurteilung helfen. Heutzutage geht man 14 oder 15 Strategien aus. Doch viel wichtiger ist die Frage, was machen wir, und welche Strategien schützen uns am besten gegen Stress?

Manchmal fragen wir uns, was das “alles für einen Sinn hat”. Und damit meinen wir nicht nur sinnlos anmutende Ampelschaltungen oder Formblätter, sondern meinen unser Leben. Ganz einfach, ganz existenziell. Warum leben wir hier? Welchen Sinn hat unser Leben, wenn alles den Bach runtergeht? Das Thema “Lebenssinn” ist natürlich ohne den Namen Frankls zu nennen, nicht denkbar. Viktor Frankl ist der Begründer der Existenzanalyse und Logotherapie. (Das hat übrigens nichts mit Logopädie zu tun!) In seinem Buch: “… trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager”, geht er auf diese vielleicht wichtigste menschliche Frage ein: Welchen Sinn hat mein Leben?

In Zeiten, wo uns tagtäglich negative Nachrichten überschwemmen, wo Angst und Hoffnungslosigkeit um sich greift und wo die Zukunft eher trübe statt froh erscheint, sind wir manchmal überfordert. Das Straßengeräusch stört, die Schlange an der Kasse ist anstrengend und Gespräche drehen sich meistens um Themata, die wir nicht mehr hören können. Da hilft es manchmal, seine Widerstandsfähigkeit zu trainieren und sich bewusster zu werden, was einem gut tut und was nicht.

Wenn man sich an einem sonnigen Tag in Berlin aufhält und die vielen Menschen betrachtet, die irgendeiner körperlichen oder geistigen Ertüchtigung nachgehen, fragt man sich unweigerlich, welches große gemeinsame Ziel sie verfolgen. Zudem werden vermehrt vegane, vegetarische, biologisch-dynamische oder sonstwie ökologisch nachhaltige und gesunde Lebensmittel angeboten. Neben der sportlichen und meditativen Arbeit scheint also auch die Betonung auf eine gesunde Ernährung eine große Rolle zu spielen. Es ist nichts ungewöhnliches oder seltsames daran, sich sportlich fit zu halten und gesund zu ernähren, aber manchmal beschleicht mich unweigerlich das Gefühl, dass es sich hier nicht nur um Spaß und Lust am Leben handelt, sondern vielleicht auch um Angst.

Der Montag beginnt regnerisch und kalt. Sie stehen an der Ampel, es ist noch nicht einmal 6:00 Uhr. Sie gähnen und frösteln. Der Nieselregen scheint von überall her zu kommen. Und sie denken an ihren Partner, der noch im schönen, warmen Bett liegt. Was spüren Sie da? Dankbarkeit, weil Sie früher aufstehen durften? Wohl kaum. Neid trifft es da schon eher. Und wenn wir ehrlich sind, kennen wir das Gefühl gut. Und viele von uns bekommen ein schlechtes Gewissen, wenn wir uns dabei ertappen, neidisch zu sein. Doch warum ist das eigentlich so?

Letzte Woche ging es um die Schwierigkeit, Kritik annehmen zu können. Heute geht es darum, wie schwer es sein kann, sie so zu äußern, dass sie auch so ankommt, wie man es eigentlich möchte. Jeden Tag gibt es viele Momente, wo wir Kritik üben, auch wenn sie vielleicht nicht immer als solche erkennbar ist. Ob positiv, negativ oder destruktiv, wie auch immer sie gemeint ist, dass sie so angenommen und verstanden wird, ist eher selten. Doch warum ist das so? Warum ist es so schwer, sich in der Kritik verständlich zu machen. Heute gucken wir uns vor allem ein Beispiel näher an.

Unqualifizierte Kritik begegnet uns jeden Tag. Ob unqualifiziert als Blick, bloßes Murren oder gar als Anschnauzer, irgendwas ist immer, was anderen nicht passt. Kritik begegnet uns aber auch qualifiziert und als Mittel der Erziehung und Lehre. Gerade in der Ausbildung nimmt sie einen großen Raum ein. Kritik ist sozusagen der Motor der Verbesserung. Doch vieles dahinter scheint Theorie zu sein, wenn man sich selbst einmal eingesteht, wie schwer es einem fällt, Kritik wirklich anzunehmen oder unemotional aufzunehmen. Doch das kann man lernen.

Der erste Grundsatz von René Descartes soll heute einmal symbolisch für ein Phänomen stehen, das wir alle, und zwar jeden Tag aufs Neue, erleben – unsere Abhängigkeit von Glaubenssätzen. Da darüber schon viel geschrieben und in Podcasts auch ausführlich besprochen wurde, möchte ich heute nicht so weit ausholen, sondern nur an einem Beispiel erzählen, wie Glaubenssätze unser Leben beeinflussen, bestimmen, ja, auch ruinieren können, und wie man sie sanft verändern und auflösen kann, wenn sie einen schwächen.

Prüfungsangst kennen die meisten von uns, auch die Unsicherheit, vor einer Menschenmenge zu sprechen, rot zu werden, schweißnasse Hände zu bekommen oder das unangenehme Gefühl zu haben, dass die Stimme komisch klingt – all das sind Symptome, die viele von uns mehr oder weniger kennen. Aber es gibt Menschen wie Karl, denen geht das fast immer so, und zwar dann, wenn sie anderen Menschen begegnen. Oft meiden sie jeden Kontakt, igeln sich zu Hause ein und können nur kurz vor Ladenschluss einkaufen. Diese Menschen leiden an sozialer Phobie, und es gibt derer viele, viele mehr, als man denkt.

Märchen spielen in unserem Leben eigentlich nur eine nebensächliche Rolle und beschränken sich auf die Kindheit. Doch damit unterschätzt man den Wert ihrer reichhaltigen Symbolik, die durch jahrhundertealte Verdichtung entstanden ist. Jeder Mensch wächst mit Geschichten auf. Sie begleiten uns ein Leben lang und spielen für unsere individuelle Entwicklung eine wichtige und prägende Rolle. Ob Erzählungen, Erlebnisse, Sagen oder Märchen, tagtäglich begegnen wir ihnen, und sie verlangen, dass wir uns zu ihnen verhalten. Ob an der Supermarktkasse der kleine Klatsch, im Fernsehen der Krimi oder das Buch im Bett. Egal wo wir sind, wir sind umgeben von imaginären Personen, die leben, leiden und lieben. Und wir freuen, gruseln oder ärgern uns darüber.

Entweder sind die Züge zu voll oder zu leer, zu spät oder fahren gar zu früh, sind viel zu selten oder viel zu oft. Die Deutsche Bahn scheint ein idealer Nährboden für die Lieblingsbeschäftigung der Deutschen zu sein – das Meckern. Wie man es auch dreht und wendet. Irgendetwas ist immer. Ein anderes Meckerthema schlechthin ist das Wetter: zu heiß, zu kalt, zu windig, zu trocken, zu nass, zu schwül. Da man das Wetter aber noch weniger ändern kann als die Deutsche Bahn, gehört das Meckern über das Wetter fast schon zur Kommunikations- und Gesprächskultur.

Alle Jahre wieder kommt die Sommerzeit, die gemeinhin auch als Urlaubszeit gilt. Die Straßen und Städte leeren sich, die Temperaturen steigen, und bis zum Sinken überladene Autos stauen sich auf den Straßen. Und fast alle haben nur eines im Sinn, sich zu erholen. Oft wurde ein Jahr lang darauf gespart und gewartet, um nun endlich in die Ferien zu fahren. Heute soll es aber nur um ein kleines Phänomen in diesem großen Komplex Erholung-Urlaub-Energie gehen, nämlich um die beiden Gegenspieler, Gewohnheit (hier der Leonberger Habitus) und Neuheit (hier der Schimpanse Novus).

Man kennt das sicherlich. Man wacht auf und denkt sich, “Was habe ich wieder für einen Mist zusammengeträumt?” Aber ehe man darüber nachdenkt, worum es eigentlich ging, verschwimmt er und verschwindet im Nebel der unbeleuchteten Bilder. Aber die Schlafforschung hat herausgefunden, dass wir im Prinzip immer träumen. Ob wir es wollen oder nicht. Ob wir uns erinnern oder nicht. Wir träumen, und seien es nur Bruchteile von Sekunden oder unverständliche Versatzstücke. Der Traum ist ein wichtiger Lebensbegleiter, den wir sehr unterschiedlich wahrnehmen und dessen Ressourcen oft ungenutzt bleiben. Daher gebe ich heute wieder einen kleinen Exkurs in die Traumarbeit der Analytischen Psychologie von Carl Gustav Jung.

Jeder von uns kennt sie – die Menschen, die einfach unsympathisch oder komisch sind. Da gibt es die maulfaulen Eigenbrötler, die übergriffigen Angeber, die enervierenden Hektiker, die unzuverlässigen Zerstreuten und die ach so Sensiblen. Achso, da waren noch die Egozentriker und die Sozialnerds. Und die Aufzählung kann noch lange fortgeführt werden. Und wenn man darüber mal so richtig nachdenkt, haben alle irgendwelche Macken. Unsere Umwelt scheint voll von schwierigen Charakteren und seltsamen Menschen zu sein. Jeder außer uns ist irgendwie daneben – ja, das ist die eigentliche Quintessenz: Wir sind die einzigen “Normalen” in einer Welt voller Chaos und psychischer Deformation.

Nachdem wir das Phänomen „Männertag“ betrachtet haben, ist es nur recht und billig, sich auch mit den Damen, insbesondere mit den Müttern zu beschäftigen. Auch sie verdienen jeden Respekt, welcher sich auch in einem Ehrentage niederschlägt. Dennoch haftet dem Muttertag ein etwas fraglicher Zusammenhang an, wird doch immer wieder behauptet, dass die Nazis ihn erfunden hätten, um die Frauen zu ehren, die Nachwuchs für ihre Kriege brachten. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Und auch, dass ca. 130 Millionen € jährlich in Deutschland für Blumen an diesem Tage ausgegeben werden. Wir sehen, es lohnt sich, den Muttertag näher zu betrachten.

Im Fernsehen, im Internet, in der Zeitung oder am Stammtisch: Katastrophen, Mord und Totschlag machen tagtäglich Schlagzeilen. Wir scheinen eine Art von Überrepräsentanz des Bösen zu erleben. Ob im Großen, wie bei Krieg, Zerstörung und Völkermord, oder im Kleinen, wie bei Mobbing, Schlägerei und Bestrafung. Wut, Aggression, Kriminalität und andere dem Bösen zugehörige Begriffe scheinen unsere Welt zu beherrschen und sie zu bestimmen. Und viele Menschen stehen ratlos davor und wundern sich, woher das alles kommt, sie sind doch selbst so lieb, liberal und tolerant. Keiner ist kriminell, das sind doch immer nur die anderen.

Jedes Jahr ist es immer wieder schön zu sehen, wenn sich schon früh am Morgen kleine Grüppchen von Männern treffen, die gemeinsam einen Ausflug machen. An sich keine schlechte Idee, aber spätestens nach zwei, drei Stunden begegnet man den ersten schwankenden und lallenden Gestalten. Aus dem Ausflug wird ein Gelage und aus einer fröhlichen Schar löst sich ein grölendes Paar. Alkohol und Männertag scheinen genauso unmittelbar zusammenzugehören wie Erster Mai und rote Nelken.

Wir kennen alle Situationen, an denen man vor anderen zeigen soll, dass man etwas kann. Besonders beliebt sind Prüfungen. Und wir alle kennen das Gefühl, kurz bevor die Prüfung beginnt, das flaue Gefühl im Magen, die schweißnassen Hände und die anderen unterdrückten Fluchtreflexe und natürlich all die vielen Gedanken, die wie Kohlensäurebläschen in einem Sektkelch aufsteigen. Plopp. Plopp. Plopp. Und was die alles sagen, was die alle vermeintlich wissen, das verunsichert und dreht sich im Kreis. Und sie fangen an, uns zu hemmen und zu verunsichern.

Die schönsten Beispiele von Prahlerei waren bisher immer Automobile. Und nicht selten wurden mehrere Jahresgehälter versenkt, um “ranghöher” dazustehen. Das 911er Cabrio von Klaus in der Einfahrt, lässig vor der Garage geparkt, aus Versehen noch die Hermès-Tasche auf der Beifahrerin-Seite liegen gelassen. Das Wetter verspricht Regen, das Verdeck bleibt auf. So geht PS-Protz. Für Petrolheads wie mich hat das aber auch immer eine angenehme Seite, denn dadurch sehe ich manch schönes Fahrzeug, welches ich sonst wahrscheinlich nie gesehen hätte.

Viele von uns werden sie noch kennen. Die Generation, die alles erlebt hat. Krieg, Vertreibung und Hungersnot, aber auch “die gute alte Zeit”, Fresswelle und Miniröcke, Studentenrevolte und autofreier Sonntag. Doch beim Erzählen verschwimmen uns die Jahre, die Demonstranten von Wyhl sind plötzlich die gleichen wie die Studenten um die Weiße Rose. Und wir beneiden das spannende und abwechslungsreiche Leben dieser Generation. Da war noch was los, die konnten noch was bewegen, ja, die brauchte man eben noch. Und die zogen durch. Und heute? Alles verwöhnt, konfliktscheu und unsicher!?

Wenn man sich mit Menschen unterhält, kommt es oft zum Thema Perfektionismus. Viele sprechen gar von ihrem “Perfektionswahn”. Und meistens steckt dahinter ein sehr hoher Anspruch an die Qualität der Arbeit, und zwar sowohl bei sich als auch bei anderen. Manchmal jedoch kommt es dadurch zu beträchtlichen Behinderungen und Verzögerungen. Und das ist bei weitem kein Einzelfall. Warum reicht es manchen Menschen nicht aus, einfach nur gut zu sein, warum wirken sie wie getrieben und zwanghaft gewissenhaft?

Über die Stadt Bielefeld zu reden, ohne deren Existenz zu bezweifeln, ist fast genauso unmöglich, wie über Verschwörungstheorien zu reden, ohne Bielefeld zu nennen. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Theorien handelt es sich bei der sogenannten Bielefeldverschwörung um einen Jux von Achim Held, den zwar die meisten kennen, aber an deren Wahrheit meines Wissens nach keiner glaubt. Anders verhält es sich dagegen mit der Mondlandung, mit den Vorgängen um das World Trade Center am 11. September 2001, mit den Chemtrails und mit Corona, um nur einige wenige zu nennen.

Was etwas kryptisch klingt, meint ein Phänomen, welches wir gerade in den letzten zwei Jahren sehr deutlich wahrgenommen haben, nämlich durch die Spaltung unserer Gesellschaft in “Gläubige und Ungläubige” der Coronapolitik. Nun ist diese Tatsache nicht als singuläre Erscheinung unserer Tage zu verstehen, vielmehr ist es eine Spielart von ideologischen Prinzipien gegenüber einem fehlenden Meinungsaustausch. Wir haben alle erlebt, wie sich Meinungen verhärten können, Weltbilder statt Ansichten verbreitet werden und selten erlebte Toleranz oft nur verbrämte Gleichgültigkeit war.

“Ich habe solch einen Stress.” So oder so ähnlich tönt es tausende Male pro Tag. Millionen von gestressten Menschen irren überlastet durch die Straßen. Ob im Verwaltungstrakt eines Amtes oder im Hörsaal einer Universität, ob im Kindergarten oder Altenheim, Stress dringt durch alle Poren der Gesellschaft, erreicht alles und jeden und macht selbst vor Langzeitarbeitslosen keinen Halt. Doch warum ist das so? Meinen alle das Gleiche, oder geriert Stress nur zu einem Neologismus für zu viel zu tun?

Neulich hatte ich die Gelegenheit, mit Tim zu sprechen. Er ist 27 Jahre jung und hat in seinem Leben schon so manches erlebt, was ich mir nicht vorstellen kann. Er wurde in einem falschen Körper geboren und bezeichnet sich heute als Transmann. Ich erlebte ihn als charmanten und sehr lebenslustigen Menschen, der sich gerne meinen Fragen stellte. Aber sein Leben war nicht immer so einfach, wie es heute scheint. Transgender zu sein, ist auch heute noch ein wirklich schmerzhafter und dorniger Weg. Aber lest selbst.

Hand aufs Herz, wer schiebt nicht mal unliebsame Aufgaben auf? Also ich kenne zumindest keinen. Aber was gemeinhin als lässliche Faulheit und belächelte “Aufschieberitis” gilt, kann bedrohliche und ernstzunehmende Züge annehmen. Denn es ist das eine, die Bachelorarbeit erst drei Wochen vor Abgabe anzufangen und dann jede Nacht durchzuackern, eigentlich hätte man ja ein halbes Jahr Zeit gehabt, ein anderes ist es, seit Wochen, Monaten keine Rechnung mehr zu öffnen, seine Hygiene zu vernachlässigen und den Überblick bis zur völligen Existenzgefährdung zu verlieren.

Klimawandel, Corona und Krieg. Die Welt ist voll von Unheil, Bedrohung und düsteren Prognosen. Existenzen sind gefährdet, Gesundheitsrisiken unwägbar und die Umwelt zerstört. Laut Nachrichten aus aller Welt leben wir in einer real existierenden Dystopie kurz vor dem finalen Untergange. Die johanneischen Sieben Plagen der Endzeit scheinen aus ihren Mythen aufzuerstehen und uns heimzusuchen. Angst, Resignation und Hilflosigkeit breitet sich aus. Gibt es noch einen Ausweg?

Der Alltag ist voll von Bewertungen. Und vor allem voll von Bewertungen über Menschen. Und meistens spielen Verhaltensweisen eine größere Rolle als wirkliche Kompetenzen, die man vielleicht gar nicht kennt oder einzuschätzen vermag. Im Zuge dessen hört man oft von einem mangelnden oder überhöhten Selbstbewusstsein. Da geht es um Mauerblümchen, Drückeberger, Angeber und Egoisten. Das Negative sticht dabei natürlich immer mehr hervor als das Positive. Doch was hat das alles mit dem heutigen Thema zu tun, dem Selbstwert?

Jeder von uns kennt Beispiele von Wohnungen, die mit allerlei Dingen vollgepfropft sind. Da stapeln sich tausende Zeitschriften, Bücher und Papiere, da stehen überall Möbel, alle Flächen sind zugestellt mit Nippes, es gibt nur noch schmale Gänge, durch die man nur mit Mühe durchkommt. Nirgendwo kann man sitzen, stehen oder gar liegen. Oft beobachtet man das bei alten Menschen, die nur noch ein Zimmer in einem Altersheim haben und alleine mit ihren Erinnerungen leben. Doch es gibt auch junge und im Beruf erfolgreiche Menschen, die sammeln und horten. Meistens sagt man abfällig “Messi” und wendet sich ab. Das Messi-Syndrom ist aber keine nachlässige Faulheit oder schrullige Laune, sondern eine ernstzunehmende und belastende Erkrankung.

Vermehrt hört man von frisch getrennten Freunden, dass sie endlich ihre “toxische Beziehung” beendet hätten. Doch der aus der Psychologie entnommene Begriff meint weniger eine allgemeine Begründung einer gescheiterten Liebesbeziehung, wo es u. a. um verschiedene Ansichten und zermürbende Diskussionen geht. Nein, vielmehr geht es um komplette Abhängigkeit, Handlungsunfähigkeit und eine extreme Schwankung zwischen Glück und Katastrophe. Es geht um eine sehr enge Bindung, die aber eine sehr schlechte Beziehung ist.

Ich habe es selbst gar nicht bemerkt, dass ich einen Burnout habe. Man merkt es selber nicht. Und als ich dann in der Klinik saß und die Neurologie mich komplett durchgecheckt hat und weder für die Kopfschmerzen noch für meine halbseitige Blindheit und Taubheit körperliche Ursachen fanden, kam die Psychologin. Sie sprach zehn Minuten mit mir und sagte dann: “Was würden Sie machen, wenn ich ihnen jetzt sage, sie brauchen eine Auszeit?” Das war kurz vor Weihnachten.

Burnout – wir hören es, und wir sagen es. Bezogen auf unseren Beruf, auf unsere Beziehung, auf unser Leben. Immer wieder hören wir von Menschen, die Karrieren ab-, aus gewohnten Strukturen aus- oder komplett zusammenbrechen. Wir hören von schweren Depressionen, Kopfschmerzen, völliger Erschöpfung und Suizidgedanken. Und doch umweht der Begriff Burnout immer auch ein Hauch von Luxusproblem (“Hach, mir ist heute nicht so…”) und Modetrend (“Oh, wie schick, hab ich auch…”). Doch ist der Burnout eine Erkrankung, eine Erschöpfung, eine Depression? Oder ist es “nur” eine zivilisatorische “Errungenschaft” einer dekadenten Luxusgesellschaft?

Wir alle haben schon einmal Angst gehabt, z. B. als Kind vor dem bösen Onkel oder als Erwachsener vor dem Chef. Aber wir kennen auch viele anderen Arten von Ängsten: Angst vor Tieren, Angst vor Menschen, Angst vor Situationen. Es gibt die Angst vor der Zukunft, die Angst vor Schmerzen und noch viele tausend weitere Arten und Formen. Angst gehört zum Leben dazu, Angst ist demzufolge ein Begleiter, der wichtig und notwendig ist. Aber Angst ist auch ein Symptom intrapsychischer Konflikte, die viel über uns verraten.

Fast täglich kennen wir folgendes Kurzgespräch: “Wie geht es dir?” Meistens lautet die Antwort darauf: “Ganz gut und selbst?” “Danke, alles prima.” Man freut sich, geht auseinander und denkt manchmal: ‘Wenn der wüsste…’ In Großbritannien antwortet man auf das sehr konservative britische Englisch: "How do you do?" seltsamerweise mit "How do you do?", es gilt als Begrüßung. Aber auch das jugendlich geprägte: “Was geht, Digga?”, ist eine formelhafte Frage und braucht keine wirkliche Antwort. Wo man auch hinguckt, das Begrüßungsritual beinhaltet oft die Frage nach dem Befinden des anderen, aber fast niemals erwartet man eine ehrliche Antwort darauf. Warum eigentlich?

Unser Alltag besteht aus sehr vielen Anweisungen und Zwängen, die wir befolgen müssen. Man liest täglich Gebote und Hinweisschilder, die ein Müssen implizieren: “Nur rechts gehen!”, “Maske tragen!” “Draußen nur Kännchen!” Musiker kennen es vom alles beherrschenden Worte “Üben!” Dabei können seine näher bestimmenden Adjektiva frei gewählt werden: “mehr…”, gründlicher…”, regelmäßiger…” Und diese Zwänge gibt es nicht nur von außen, nein, die meisten davon sind in uns und werden von uns selbst beständig hergebetet.

Sich selbst zu verletzen, gehört bei vielen Menschen zu ihrem Alltag. Piercings und Tätowierungen gehören dabei genauso dazu wie das Ritzen an Armen und Beinen. Dennoch unterscheiden sich diese scheinbar ähnlichen und Schmerz hervorrufenden Verletzungsarten entscheidend. Beispielsweise haben alle Arten der Haarentfernung wie Epilation, Rasur und Waxing oft einen ästhetischen Hintergrund, ähnlich wie bei Piercings, Ohrlöchern und Tätowierungen, die hier wiederum oft dekorativen oder manchmal auch ideologischen Charakter haben. Der dabei entstehende Schmerz wird erduldet, würde aber bei einer schmerzfreien Alternative meistens auch vermieden werden.

Ich, ich, ich – Erich Fromm bezeichnete mal den Narzissmus als “Krankheit der Chefs”. Ob das vielleicht überspitzt ist? Zumindest scheint es so, dass viele narzisstische Politiker und Führungskräfte, gerade zu Krisenzeiten, Hochkonjunktur haben. Denn sie warten nicht ab, sie eruieren kein Stimmungsbild oder beobachten Tendenzen, nein, sie entscheiden – manchmal visionär, manchmal reaktionär, manchmal totalitär. Aber sie meinen, sie sagen und sie machen. Die Vitalität eines Narzissten kann motivieren und entspannen. Doch sie sind auch diejenigen, die als Führungskräfte über kurz oder lang den Karren in den Dreck ziehen, um es mal sehr salopp auszudrücken.

Veni, vidi, vici – ich kam, ich sah, ich siegte. Leicht abgewandelt kann man auch sagen: man kommt nicht rein, man tritt auf. Wer kennt sie nicht, die “Persönlichkeiten”, die, natürlich zu spät, zu einer Party erscheinen und erst einmal laut und mit übertriebener Gebärde die ganze Welt grüßen. Sie scheinen alle zu kennen und erklären wortreich die “unglaublichste” Geschichte, die sie “jemals erlebt haben”, warum sie “dieses eine Mal” zu spät kommen. Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob Gaius Julius Cäsar auch eine solche Persönlichkeit war, aber eines ist sicher, unscheinbar war auch er nicht.

Jede Änderung des Gewohnten birgt eine Menge an Chancen aber eben auch Gefahren in sich. Studierende, die von der heimatlichen Schule und dem elterlichen Zuhause ausziehen und in eine neue Stadt gehen, um dort ein selbstgewähltes Studium zu beginnen, ändern ihr bisheriges Leben radikal. Statt der Schule gibt es nun die Uni, statt der Eltern die Professoren, statt der Klassenkameraden die Kommilitonen. Doch damit nicht genug, an die Stelle des vertrauten Zuhauses tritt die WG, das Wohnheim oder eine eigene Wohnung.

Viele Menschen sagen zu vielem “ja”. Da ist es die Bitte, beim Umzug zu helfen, dort der flehentliche Blick, nur kurz auf die Kinder aufzupassen. Man kennt sie, die Nichtneinsager. Sie sind beliebt, ihre “Qualität” spricht sich rum. “Ach, Du musst morgen zum Möbelmarkt? Frag mal Jens-Uwe, der hat einen Kombi und hilft gern.” Aber natürlich gibt es auch andere Zeitgenossen. Diese bitten alles und jeden um Hilfe und entwickeln förmlich einen siebten Sinn dafür, wenn andere nicht “nein” sagen können.

Achtsamkeit ist heute in aller Munde. Zeitschriften, Blogs, Podcasts und ganze Fernsehserien beschäftigen sich mit diesem Thema. Und das hat nichts damit zu tun, dass man etwas Neues entdeckt hat und nun kräftig die Werbetrommel rührt. Auch geht es nicht um ein altes Phänomen im neuen Gewand, nein, vielmehr ist das Thema Achtsamkeit deswegen so präsent, weil es anscheinend den Nerv vieler Menschen trifft.

Entscheidungen prägen unseren Alltag. Immer wieder müssen wir kleine spontane Entscheidungen (Welches Brötchen soll ich kaufen?), abwägende Entscheidungen (Soll ich wirklich meine Eltern besuchen fahren?) oder auch existenzielle Entscheidungen treffen (Soll ich meine Arbeitsstelle kündigen?). Doch bei nicht allen Entscheidungen lässt sich so schnell überschauen, wie wichtig deren Konsequenzen für mein Leben sind. Oder noch extremer: Bei vielen Entscheidungen tun wir so, als ob sie existenziell wären.

Wir alle kennen Menschen in unserem Umkreis, die uns auf die Palme bringen. Und das sind nicht nur solche, die offen aggressiv oder cholerisch sind. Sondern da gibt es noch die anderen, die immer irgendwie angefressen, patzig oder trotzig scheinen, die “ja” sagen, aber anscheinend “nein” meinen. Und das macht sie so schwierig einzuschätzen. Man kann machen, was man will, es scheint immer das Falsche zu sein.

Magdalena ist elf Jahre alt. Ihre Eltern sind sehr stolz auf sie. Denn sie spielt, wie sie ihren Freunden und der Familie gerne erzählen, unglaublich gut Geige. Sie sei hochbegabt, versichern sie immer wieder. Dafür darf Magdalena für ihren Geigenunterricht nun auch in die große Stadt zu einem berühmten Professor fahren. Das macht sie sehr stolz. Als ein großes Fest ins Haus steht, soll Magdalena ein Geigenkonzert spielen. Die feinen Damen und Herren haben sich alle im Salon versammelt. Es wird still.

Feindschaft, Familienfehden und Nachbarschaftszwiste führen nicht selten zu überfüllten Gerichtssälen und tätlichen Auseinandersetzungen. Und “Schuld” daran ist meistens die fehlende oder “falsche” Kommunikation. Denn wenn überhaupt ein Grund der Auseinandersetzung bekannt ist, dann liegt nicht selten ein Missverständnis vor, welches sich von außen betrachtet oft als harmlos oder unnötig erweist. Aber warum ist das so?

Allein das Wort verspricht ja viel. WAHRNEHMUNG – das muss doch etwas mit Wahrheit zu tun haben. Aber gibt es DIE Wahrheit eigentlich? Immer wieder erlebt man, wie Menschen vermeintlich Eindeutiges unterschiedlich wahrnehmen und darauf unter Umständen auch sehr eigen reagieren. Nehmen wir beispielsweise die Ziffer “6”. Je nachdem, von welcher Seite aus sie betrachtet wird, ist es eben eine SECHS oder eine NEUN. Welche Zahl ist aber die richtige?

Jeder hat es bestimmt schon einmal erlebt, zumindest beschrieben bekommen: “Ich hatte den Flow.” Ob Schwimmer, Geiger, Rednerin oder Prüfling – egal in welcher Disziplin, der Zustand, der “zwischen Angst und Langeweile anzusiedeln ist” (Mihály Csíkszentmihályi), scheint das vollendete Aufgehen in einer Tätigkeit zu sein. Und das geschieht oft in einer besonderen Situation, sei es während der Prüfung, in einem Wettbewerb oder während des Konzerts.

Immer wieder begegnen uns seltsame Menschen, die alles und jeden verklagen, sich ständig beschweren und ewig meckern. Zumindest scheint es so. Eine berühmt und viel belächelte Gruppe der Klagenden sind sogenannte Helikopter-Eltern. Ganze Filme drehen sich um das Phänomen, sein Kind vor allem Unbill zu schützen und alle äußeren Einflüsse genauestens zu filtern. Jede erdenkliche Situation wird diskutiert und meistens kritisiert.

Viele Musiker werden es kennen, die Angst vor dem Auftritt. Und auch viele Musiker, die schon lange im Geschäft sind, wissen, es kann nicht nur jeden treffen, sondern Auftrittsangst kann sich mit den Jahren verschlimmern. Daher ist es für jeden Musiker essentiell, sich dieser Angst zu stellen. Die Symptome sind verschieden, haben aber meistens sowohl körperliche als auch seelische Auswirkungen.

Man hat Angst zu ersticken, Angst zu sterben, Existenzängste und Angst vor der Angst. Es ist ein lebensbedrohliches Szenario, und viele Menschen, die Panikattacken haben, können davon ein Lied singen. Doch eigentlich klingt das Wort “Panikattacke” gefährlicher als sie meistens ist. Im Prinzip versteht man darunter eine Reaktion des Körpers auf eine Gefahrensituation. Diese wird auch als Kampf-oder-Flucht-Reaktion bezeichnet.