Auftrittsangst, Lampenfieber & Co

Viele Musiker werden es kennen, die Angst vor dem Auftritt. Und auch viele Musiker, die schon lange im Geschäft sind, wissen, es kann nicht nur jeden treffen, sondern Auftrittsangst kann sich mit den Jahren verschlimmern. Daher ist es für jeden Musiker essentiell, sich dieser Angst zu stellen.

Die Symptome sind verschieden, haben aber meistens sowohl körperliche als auch seelische Auswirkungen. Schweißnasse Hände, Kribbeln, Hitzewallungen, aber auch eiskalte Hände, erhöhter Pulsschlag, oder abrupte Müdigkeit können typische körperliche Symptome sein. Dazu gesellen sich meistens Ängste vorm Versagen an sich, vor der Bloßstellung, vor einem Kontrollverlust und das Erleben auf der Bühne, dass etwas unwirklich, realitätsfern und seltsam ist. Wie stark die Auftrittsangst ist, hängt nicht selten von der Art und Weise des Auftritts, aber auch vom Ort und von den Menschen ab, die zuhören oder mitspielen. Es ist eine Angst, die wachsen und den Beruf infrage stellen kann.

Die Gründe für die Entstehung von Auftrittsangst sind so verschieden, wie die Symptome selbst. Dennoch ist eine gewisse Häufigkeit von Perfektionismus, erhöhter Leistungserwartung und überkritischer Eigenwahrnehmung zu beobachten. Um dieser Auftrittsangst aktiv zu begegnen, legt die Psychologische Beratung ihre Schwerpunkte auf mentales Auftrittstraining, Entspannungsübungen aber auch auf Imaginationen mit Worst-Case-Szenarien. Grundsätzlich sollte man diese Ängste ernst nehmen und sich ihnen stellen. Tut man es nicht, werden sie leider oft stärker.

Doch was kann man ganz akut tun? Meine 7 Tipps

Lampenfieber gilt vielen Experten als Angststörung, die zu den Sozialphobien gehört. Daher ist es ratsam, als erstes seine Atmung zu kontrollieren:

  1. Atmungsübungen: Atmen Sie ruhig ein (4 sek), bis es nicht mehr geht, dann warten Sie (6 sek) und atmen Sie ganz aus (8 sek), bis es nicht mehr geht. Auch hier verharren Sie wieder (6 sek). Dann atmen Sie wieder ein (4 sek). Das Spiel wiederholen Sie mindestens 5-mal.

  2. Sicherer Ort: Stellen Sie sich einen Ort vor, an dem Sie sich wohlfühlen, das kann Omas Küche oder der eigene Garten sein. Malen Sie ihn sich so detailliert wie möglich aus und fühlen Sie nach, wie es Ihnen dabei geht. Je mehr Sie das täglich üben, desto leichter fällt es Ihnen, sich den “sicheren Ort” ganz schnell präsent zu machen.

  3. Imaginationspunkt: Falls Ihr Publikum gut zu sehen ist und Sie vis-à-vis auf der Bühnen stehen, fixieren Sie eine imaginären Punkt schräg über der letzten Reihe und spielen oder singen Sie für ihn. Manchen soll es auch helfen, sich das Publikum komplett in Unterwäsche vorzustellen. Dadurch wird die vermeintliche kritische Übermacht karikiert und dadurch entschärft. Es kann die Angst abbauen.

  4. Gedankenstopp: Wenn Ihre Gedanken Schleifen drehen, sagen Sie laut (so laut es eben in der Situation geht…): “Stopp!”. Erstaunlicherweise kann man willentlich seinen Gedanken Einhalt gebieten.

  5. Muskelentspannung: PMR (progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen) ist eine weitere Entspannungstechnik: Spannen Sie gezielt einzelne Muskeln an und entspannen Sie diese dann wieder. Am besten, Sie fangen mit den großen und am meisten spürbaren Muskelgruppen an. Spannen Sie Ihren Po an, halten Sie diese Spannung kurz und entspannen Sie ihn wieder. Das wiederholen Sie bitte drei Mal. Dann geht es hinab zu den Oberschenkeln, Waden, Füßen und Zehen. Die nächste Muskelgruppe geht von Ihren Schultern aus und führt über die Ober- und Unterarme zu den Fingern. Zum Schluss üben Sie Ihre Gesichtsmuskeln, grimassieren Sie Emotionen, dann entspannen Sie wieder Ihre Muskeln. Der Fokus sollte darauf gelegt werden, jede Übung sehr bewusst und ruhig auszuüben.

  6. Rollenspiel: Spielen Sie eine Rolle, die idealtypisch für Ihre Situation ist. Wenn Sie Musiker sind, dann spielen Sie einen berühmten Musiker, der auf die Bühne geht und spielt. Diese imaginäre Rolle kann Ihnen Sicherheit verleihen und Sie emotional schützen.

  7. Lachen: Manchmal hilft es, auch durch Lachen seine Anspannung zu lösen. Das können Witze sein, oder aber man bittet jemanden, einen durchzukitzeln. Das klingt sehr verrückt, aber es kann wirklich helfen, Ängste abzubauen. Das geht aber nur, wenn man auch kitzlig ist oder über die Witze lachen kann. Sollte man über ein Schmunzeln nicht hinwegkommen, kann man auch bewusst sein Lachen übertreiben, auch das kann helfen.

 

Bitte beachten Sie auch meine Schwerpunktseite: www.musikerberatung-frieling.de.

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