Resilienz – Wenn wir uns gegen außen schützen

In Zeiten, wo uns tagtäglich negative Nachrichten überschwemmen, wo Angst und Hoffnungslosigkeit um sich greift und wo die Zukunft eher trübe statt froh erscheint, sind wir manchmal überfordert. Das Straßengeräusch stört, die Schlange an der Kasse ist anstrengend und Gespräche drehen sich meistens um Themata, die wir nicht mehr hören können. Da hilft es manchmal, seine Widerstandsfähigkeit zu trainieren und sich bewusster zu werden, was einem gut tut und was nicht

8 Tipps, seine Widerstandskraft zu erhöhen

Widerstandskraft, innere Stärke, Resilienz – alles das sind keine angeborenen Fähigkeiten, die man eben hat oder nicht, sondern mentale Errungenschaften, die man selbst regulieren, ausbilden, pflegen und immer wieder trainieren kann.

1. Lebe gesund, schlafe ausreichend!

Gleich zu Beginn also der Gemeinplatz an sich. Aber wie schon die alten Griechen wussten, dass ein gesunder Körper hilft, einen gesunden Geist zu haben, so ist es heute wissenschaftlicher Konsens, dass eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung an frischer Luft sich positiv auf die geistige Gesundheit auswirken können. Das meint vor allem die Stimmung, die Belastbarkeit durch Störungen und die Fähigkeit zur Ausblendung unerwünschter Einflüsse. Und genauso wichtig wie die Ernährung und Bewegung ist die Ruhe, die Kontemplation und der Schlaf. Denn im Schlaf können Träume als unsere energetischen Ressourcen Erkenntnisquelle und Impulsgeber sein. (Siehe auch Träume haben, Träume verstehen)

2. Suche nach Lösungen, diskutiere keine Probleme!

Auch hier meint man wieder, einen Gemeinplatz auszumachen. Doch was so selbstverständlich klingt, scheint im Alltag nur sporadisch zu funktionieren. Aufgrund der menschlichen Eigenschaft, Gemeinsamkeiten mit anderen Menschen entdecken zu wollen, ist oft das kleinste gemeinsam Vielfache die Klage. Wie oft ertappen wir uns im Meckern, im Kritisieren, im redundanten Feststellen von Missständen. Doch das sind Energieräuber und zieht uns nur runter. Lösungsorientiert zu denken heißt, nach Veränderungspotenzial zu suchen und zu erkennen, was man selbst machen kann.

3. Sei realistisch, akzeptiere deine Grenzen!

Und hier sind wir bei dem Punkt, der das Lösungsorientierte mit einer realistischen Einschätzung abgleicht. Es nützt nichts, zu allen Katastrophenmeldungen Lösungsmodelle zu entwickeln, die ausschließlich konjunktivisch bleiben wie: “ Man müsste mal, man sollte wenigstens, das wäre besser, wenn…" Letztendlich ist das auch nur verbrämtes Geklage. Realistisch zu sein heißt, dass man wissen muss, was man wirklich ändern kann und welche eigenen Lösungsmöglichkeiten man hat. Hier spielt also das Bewusstsein an seiner eigenen Selbstwirksamkeit eine große Rolle. Vermeiden sollte man hingegen Problemdiskussionen um Dinge, die man weder ändern noch beeinflussen kann. Übrigens, Grenzen zu akzeptieren heißt nicht, sie nicht zu übertreten, sondern das heißt lediglich, sie zu kennen und dadurch bewusst zu machen, um auch einen Übertritt deutlicher wahrnehmen zu können.

4. Reguliere dich selbst, sieh dich nicht als Opfer!

Oft fühlt man sich als Ergebnis der Umstände und als Opfer fremdbestimmter Tatsachen. Doch das ist nur ein Ergebnis, welches durch eine Vergleichssituation entsteht. So sehen sich Angestellte mit viel Gehalt oft als Sklaven ihrer Firma und beneiden Menschen, die die Freiheit haben, ihre Zeit selbst einzuteilen. Hingegen sehen sich diejenigen wiederum als Opfer der Gesellschaft, die alles selbst machen müssen und denen man nur Steine in den Weg legt. Sie beneiden oft die Angestellten, die behütet und reguliert viel Geld verdienen und sich um ihre Existenz nie sorgen müssen. Vielleicht ahnt man an diesem Beispiel, wie wichtig es ist, seine Opferrolle zu bemerken und Lösungsmöglichkeiten zu suchen, um sie umzukehren.

5. Handle bewusst, reflektiere die Konsequenzen!

Einhergehend mit dieser Umkehrung der Opferrolle ist die Eigenverantwortung gefragt. Wie bemerke ich, was ich wirklich tue? Und wie bewusst bin ich mir meiner Handlungen und deren Konsequenzen? Vielleicht merkt man dann das ein oder andere Mal, dass man sich etwas vormacht, dass man Umstände vorschiebt, wo eigenes Verhalten zu einer Konsequenz führt, die zu ändern man durchaus in der Lage gewesen wäre. Gerade in zwischenmenschlicher Kommunikation gibt es immer wieder Missverständnisse, die auf zu vielen Annahmen, zu wenigen Fragen und zu geringer Selbstreflexion beruhen.

6. Sei neugierig auf Menschen, übe Kommunikation!

Die Kommunikation mit anderen Menschen ermöglicht es einem, seinen blinden Fleck zu entdecken. Also wie wirke ich auf andere, was halten diese von mir, wie und wofür werde ich geschätzt? Diese und viele weitere Fragen können elementar auf den Selbstwert wirken, wenn sie uns als Ressource dienen, etwas über sich zu erfahren. Genauso kann das natürlich nach hinten losgehen, wenn man sich nur für die anderen verhält, also sich in Rollen übt, um zu gefallen. Mithilfe gutmütiger selbstironischer Reflexion kann man aber relativ schnell herausbekommen, wo man über das Ziel hinausschießt und wo man eigene Eitelkeiten in den Vordergrund stellt.

7. Pflege Freundschaften und sei für andere da!

Freundschaften zu pflegen ist für uns Menschen als Gesellschaftstier nicht nur ein fröhliches Beisammensein von Gleichgesinnten, sondern sie erfüllen auch viele Bedürfnisse. Schutz, Geborgenheit, Verständnis, Nähe. Alle diese können die individuelle Belastung mindern, weil man Leid genauso teilen kann wie auch Glück oder Langeweile. Das heißt nicht, dass man nicht mehr leidet, glücklich ist oder sich langweilt, sondern das heißt, dass im Teilen auch das Verständnis des Anderen liegt. Und das wiederum kann beruhigen, relativieren und uns helfen, wieder etwas mehr über uns zu erfahren. Freundschaften können reflexive Bilder unseres eigenen Selbstwerts sein, sind aber auch Regulative irriger oder nicht kompatibler Annahmen..

8. Plane die Zukunft, erschaffe dir Optionen!

Wenn wieder einmal Schlagzeilen die Laune vermiesen und dystopische Zukunftsbilder Angst auslösen, ist es an der Zeit, sich Optionen zu überlegen, was man tun würde, wenn alle Befürchtungen eintreten. Das klingt jetzt nach einer Umkehr von Punkt 3. Denn dort sagten wir noch, dass man Dinge, die man nicht ändern kann, auch nicht betrachten sollte. Aber wir versuchen ja auch, aus Dingen, die man anscheinend nicht ändern kann, selbstwirksame Anteile herauszulösen. Zukunftsplanungen (wie schon im Thema Glück beschrieben) bergen ein großes Potenzial an Vorfreude und Beruhigung. Das Gefühl, gut vorbereitet zu sein, kann schon wesentlich dazu beitragen, nicht mehr allzu verzagt in die Zukunft zu blicken. Und dabei hilft es umso mehr, wenn man mehrere Optionen kennt.

Fazit

Unsere mentale Gesundheit kennt Schutzfaktoren, aber auch Risikofaktoren. Zu den ersten zählen unter anderem Bewegung, gesunde Ernährung, ausreichender Schlaf, Erfolg und Freunde. Zu den zweiten zählen unter anderem Arbeitslosigkeit, Einsamkeit, Krankheit und Existenznöte. Doch genauso belastend wie die Risikofaktoren sind, haben wir oft nicht alle möglichen Schutzfaktoren ausgenutzt. Daher empfiehlt es sich vielleicht, alle Punkte von 1 bis 8 einmal bei sich anzuschauen und mit Schulnoten zu bewerten. Welche Durchschnittsnote herauskommt, ist erst einmal egal. Man weiß nur, dass man in zwei Monaten den gleichen Test noch einmal macht. Und vielleicht hilft allein schon dieser Plan, etwas konkreter an seiner Resilienz zu arbeiten.

 

Bitte beachtet auch meine Schwerpunktseite: www.musikerberatung-frieling.de.

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